Da Palästinenser ohne spezielle Genehmigung nicht nach Jerusalem einreisen dürfen, fand das Spiel in Ar-Ram statt, einem Ort zwischen Ramallah und Jerusalem. Könnte man durch Jerusalem fahren, hätte man die Fahrt von Bethlehem nach Ar-Ram in etwa einer Stunde hinter sich gebracht. Wegen besagter fehlender Genehmigung umfahren Palästinenser aber den Großraum Jerusalem und nehmen den rumpeligen Weg durch die Berge, so brauchen sie dann doppelt so lang.
Die Karte zeigt den Großraum Jerusalem, die rote Linie kennzeichnet die bereits bestehende Mauer. Unten ist Bethlehem, oben Ar-Ram, zwischen den Checkpoints Qalandiya und Jaba'. Die Straße, die von Bethlehem aus direkt nach Norden führt, ist für Palästinenser nicht mehr fahrbar, deshalb geht der Weg östlich entlang der Mauer über den Checkpoint Wadi Nar, vorbei an der lila eingefärbten Siedlung Ma'ale Adummim, die aufgrund ihrer Größe schon zur israelischen Stadt ernannt wurde. Noch steht die Mauer nicht, die laut Plan um Ma'ale Adummim gebaut werden soll. Wenn das geschieht, müssen die Palästinenser einen noch größeren Umweg um die neue israelische Stadt herum machen, die dann ebenfalls zum Großraum Jerusalem gehören wird.
Um uns den steinigen, kurvigen Weg durch die Berge zu ersparen, entschieden wir uns beim Rückweg für die kürzere Variante über Jerusalem. Der Mannschaftsbus setzte uns beim Checkpoint Qalandiya ab, von dort sollte ein Bus nach Jerusalem fahren. Einen Bus fanden wir sofort, doch der Fahrer wiegelte ab, nur alte Menschen dürften über den Checkpoint fahren, alle anderen müssten zu Fuß über die Grenze nach Jerusalem.
Nachdem wir uns von einer bellenden Stimme auf Hebräisch vom Wachturm aus hatten anbrüllen lassen, fanden wir auch den richtigen Grenzübergang für Fußgänger, hilfsbereite Palästinenser wiesen uns den Weg. Der Checkpoint unterschied sich nicht besonders von dem in Bethlehem - Stacheldraht, Kameras, resignierte wartende Menschen. Mir wurde hier wieder einmal bewusst, wie sehr die israelischen Soldaten ihre Macht demonstrieren: Menschen passierten mehrmals die Lichtschranke, zogen Jacken, Gürtel und Schuhe aus, mussten dann trotzdem warten, weil offenbar nur eine bestimmte Anzahl von Personen durch den Checkpoint gehen durfte.
Heute machten die Israelis sogar bei mir, einer Ausländerin, die sonst gelangweilt durchgewunken wird, ihre Sperenzchen. Mein Reisepass schien ihnen nicht in Ordnung zu sein, ich nehme eher an, es lag an der Kamera in meiner Hand. "Where is your ID?", fragte der Soldat. Ich zeigte mit dem Finger auf die Passnummer, er kniff die Augen zusammen. Seine Kollegin machte ein Zeichen, ich solle den Pass durch das Fenster schieben. Die beiden Kollegen schauten gemeinsam in meinen Pass, blätterten darin herum, tippten etwas in ihren Computer. Vielleicht bin ich jetzt als Staatsfeind registriert, passieren durften wir trotzdem - als sich die richtige Anzahl von Personen vor der Drehtür nach draußen befand.
Die Spielerinnen von Bethlehem haben übrigens gegen Jerusalem 5:0 gewonnen. Spannend war das Spiel nicht, der Weg dorthin dafür wieder einmal sehr aufschlussreich.
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