Im Frühjahr blüht das Tal von Bethlehem. „Die Landschaft ist so vielfältig, man kann so vieles anbauen, es ist einfach wunderschön hier“, schwärmt Alice. Der Bustan Qaraaqa ist zuallererst ein landwirtschaftliches Experiment: Alice und mehrere wechselnde freiwillige Helfer aus dem Ausland probieren sich hier an unterschiedlichen Pflanzen aus – was wächst, bleibt, der Rest wird aussortiert. Wichtig ist den Ökologen dabei die Nachhaltigkeit beim Anbau. Spülwasser wird zum Bewässern der Pflanzen genutzt, mit den Abfällen der Komposttoilette wird gedüngt. Auch den Hausmüll verwenden die Bewohner des alten Bauernhauses weiter. Zusammengepresst in Autoreifen und mit Lehm bedeckt dient er als Schlafstätte für Besucher. Plastiktüten, gebügelt und bunt bemalt, hängen zur Dekoration an der Wand.
Das Plumpsklo in Cocktailbar-Optik, der Behang an der Tür besteht aus gebügelten Platsiktüten.
„Als wir das Projekt starteten, schien uns Permakultur das geeignete Instrument zu sein, weil man durch sie lernt, verantwortlich mit der Natur umzugehen“, erklärt Alice. Und genau das brauche Palästina: „Menschen im Westen können sich aussuchen, ob sie besonders ökologisch leben wollen oder nicht“, so die 30-jährige Britin. „Hier ist es eine Frage des Überlebens.“ Es gibt genug palästinensische Bauern, die von ihren Feldern vertrieben werden. Wer zurückkehrt, muss häufig ohne Wasser und Elektrizität auskommen. 250 000 Menschen, so Alice, seien von gekappten Wasserleitungen betroffen.
Vor drei Jahren hat Alice den Schildkrötengarten mit gegründet.
In Workshops für Schulklassen und andere Interessierte erklären die Öko-Aktivisten aus Beit Sahour deshalb unter anderem, wie man auf den Feldern und im täglichen Gebrauch Wasser sparen kann, umgekehrt geben Einheimische Tipps für die Arbeit auf dem Feld. „Manchmal lernen wir von Einheimischen mehr als wir von ihnen“, sagt Alice. Es ist ein ständiges Nehmen und Geben.
Finanziert wird das ökologische Projekt zu Hälfte von freiwilligen Helfer aus dem Ausland, die für Tage, Wochen oder Monate in den Bustan Qaraaqa von Beit Sahour kommen und mitarbeiten. Der Rest setzt sich aus Fördergeldern unterschiedlicher Vereine und Firmen zusammen.
Alles findet im Bustan Qaraaqa Weiterverwendung.
Alice gefällt es hier in dem alten, steinernen Bauernhaus. Sie mag das Leben in der Natur, die Arbeit auf dem Land, die Unabhängigkeit. Sie kann sich vorstellen, noch lang hier zu bleiben, möchte damit aber auch nicht rechnen. Denn: „Am besten ist es doch für ein Projekt, wenn es überflüssig wird, weil die Menschen seine Hilfe nicht mehr benötigen.“
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