Freitag, 25. März 2011

Checkpoint 300

So heißt der Durchgang von Bethlehem in Richtung Jerusalem. Als ich ihn heute morgen gegen fünf passieren wollte, um Marc entgegen zu gehen (der übrigens wohlbehalten angekommen ist), war ich erstaunt, so wenige Menschen zu sehen. Ich hatte irgendwie mehr Trubel erwartet, Vordrängler und Streit, aber es ging zügig und so gesittet vor, dass Männer mir den Vortritt ließen, obwohl ich es offensichtlich nicht so eilig hatte zur Arbeit zu kommen wie sie.

Der Eingang zu Israel, das hinter der Mauer offiziell noch gar nicht beginnt

Den Checkpoint zu passieren mitsamt aller Unannehmlichkeiten (Gürtel aus, Schuhe aus, Jacke aus, Taschen leeren, alles durch den Scanner schieben und hinterher zügig wieder anziehen, damit niemand warten muss) ist offenbar zur Routine geworden. Genauso wie der demütigende Moment, in dem die Frauen und Männer auf die Gnade des Soldaten angewiesen sind, der gelangweilt in seinem Glaskasten sitzt und sich die Ausreisegenehmigungen anschaut, die vor seiner Nase an die Scheibe gepresst werden: Ein prüfender Blick, ein Näherkommen, um alles ganz genau anzuschauen und dann, fast ein bisschen enttäuscht, ein kurzes Kopfnicken - hau schon ab.


Bethlehems Nachbardörfer im Sonnenaufgang

Als wir schließlich gegen sieben zurück nach Bethlehem gingen, standen die Palästinenser so dicht gedrängt, dass ich den Weg kaum noch fand. Ein Mann, den ich fragte, wo der Gang nach Bethlehem sei, schaute mich kurz ungläubig an, vergewisserte sich noch einmal, ob ich wirklich nicht nach Jerusalem raus wolle, sondern rein nach Bethlehem, und deutete dann auf den Ausgang. Komische Fremde, muss er sich gedacht haben. Während wir alles versuchen, um in Richtung Israel zu kommen, spazieren die beiden sorglos in die andere Richtung gen Bethlehem. Und da sind wir nun wieder.

Bethlehem-Besucher, die den Checkpoint passiert haben, führt der Weg auf der anderen Seite zuallererst durch diesen Gitterkäfig.

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