Donnerstag, 24. März 2011

Bethlehem ist nicht Jerusalem

Vielleicht klingt das seltsam, aber mich hat der Anschlag in Jerusalem fast genauso wenig berührt, wie wenn ich in Deutschland aus dem Fernsehen davon erfahren hätte. Ich saß zu der Zeit im Büro in Bethlehem, dachte an Anja und ihre Mutter, die gerade in Jerusalem waren und an Moritz, der seinen Bruder zum Flughafen bringen wollte und fast eine der Buslinien genommen hätte, die am Ende schwer beschädigt auf dem Busbahnhof standen. Das Netz war belegt, wir konnten keinen der beiden sofort erreichen, trotzdem machte ich mir keine großen Sorgen - was für ein Zufall, wenn gerade sie es getroffen hätte.

Auch am Abend, als wir bei einer befreundeten Palästinenserin zu einer Frauenparty eingeladen waren und dort in die Runde fragten, was sie und ihr Mann zum Anschlag sagten, gab es erst einmal eine längere Pause, in der sie ihre Gedanken sammelten. Ich glaube, so richtig kam bei niemandem an, dass nach drei Jahren relativer Ruhe plötzlich wieder eine Bombe explodiert ist, dass Menschen verletzt wurden und eine Frau sogar starb.

Vielleicht denken die Menschen im Westjordanland auch erleichtert, sie seien nicht betroffen. Immerhin waren es vor allem Juden, die diese eine Buslinie benutzten, Araber benutzen ihre eigenen klapprigen Minibusse. Auch ich fühle mich hier weiterhin sicher, der Alltag in Bethlehem geht weiter, die Leute hier haben andere Probleme als eine Bombe in Jerusalem - da können sie von hier aus sowieso nicht ohne Weiteres hin.

Trotzdem hoffe ich natürlich, dass sich der Vorfall nicht wiederholt und dass diese winzige Hoffnung auf Einigung zwischen Fatah und Hamas, die durch die Demonstrationen junger Palästinenser am 15. März hervorgerufen wurde, nicht durch neue Gewalt begraben wird.

Gaza ist schon seit ein paar Tagen wieder Ziel israelischer Bomben, die wiederum auf Raketen und Mörsergranaten antworteten. Acht palästinensische Zivilisten wurden in den letzten Tagen getötet, nach heutigen israelischen Angriffen auf Gaza gab es drei Verletzte.

Ein Korrespondent von n-tv schreibt dazu:

Die Raketenangriffe auf Israel sind offenbar Ablenkungsmanöver der Hamas, um vom eigenen Unterdrückungsregime abzulenken und Israel zu provozieren. Die Weltgemeinschaft täte gut daran, bei den Vorgängen in Gaza nicht wegzuschauen und zu schweigen.

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