Stars & Bucks - eine bekannte, palästinensische Kaffehauskette
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass ich das wahre Arabien noch nicht kennen gelernt habe – in Marokko wurde mir immer nur Tee angeboten. Oder eben Milchkaffee à la française. Aber Marokko ist out, das musste ich ebenfalls lernen: So sollte, wer die arabische Sprache lernen möchte, den Maghreb möglichst meiden. Kein Mensch versteht mich und sogar kleinste Kleinigkeiten führen zu Verwirrung. Die Frage „Wo ist die Toilette?“ besteht im Arabischen aus zwei Wörtern. Das arabische Badezimmer ist das Hamam. Für das Miniwörtchen „wo“ gibt es mehrere Varianten. Als ich einen der Redakteure nach dem stillen Örtchen fragte, kam er wenig später an meinen Platz und wollte wissen, wo ich Arabisch gelernt hätte. Denn Marokkaner, so die allgegenwärtige Meinung, sprechen kein wahres Arabisch. Heißt: Ich stehe wieder am Anfang. Mein Nachbar, den wir heute Abend besuchten, sagte, er verstehe Marokkaner so wenig, dass er lieber auf Englisch mit ihnen rede.
Ein Blick aus dem Wohnzimmerfenster
Unsere Nachbarn, die mit uns eines der Flüchtlingscamps nahe der Mauer in Bethlehem bewohnen, erzählten uns außerdem eine tragische, wenn auch nicht ganz außergewöhnliche Geschichte, da andere Palästinenser womöglich Ähnliches erlebten. Nicht weit von unserem Haus steht ein israelischer Kontrollturm, die Soldaten können uns wie den Nachbarn direkt ins Wohnzimmer schauen. Vor einigen Jahren, als es in der Gegend noch nicht so ruhig war wie jetzt, spielten Kinder aus dem Nachbarhaus im Garten mit einer Holzpistole. Die Soldaten schossen, eines der Kinder wurde verletzt. Eine ganze Zeit lang, so erzählte unsere Nachbarin, habe sie sich nach dem Vorfall nicht mehr getraut, auf dem Sofa in Augenhöhe der Soldaten zu sitzen. Die Familie kaufte dicke Vorhänge und saß auf dem Fußboden. Mittlerweile ist die Angst verflogen, aber das ungute Gefühl bleibt, dass der Blick der Soldaten von der anderen Seite jeden Schritt, jede Bewegung verfolgen kann.
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